Hodenkrebs

Bösartige Tumoren des Hodens treten vor allem bei jungen Männern in der Altersgruppe von 15 bis 35 Jahren auf, werden jedoch zunehmend auch bei Männern jenseits des 50. Lebensjahres festgestellt und werden meist durch Selbstabtastung entdeckt.

Im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen ist der Hodenkrebs in absoluten Zahlen betrachtet eher selten: 1-2 % aller bösartigen Tumore entstehen im Hoden. Hodenkrebs ist bei Jungen bis zum 20. Lebensjahr die häufigste Krebserkrankung. Im Durchschnitt erkranken acht bis zehn von 100.000 Männern pro Jahr [1], das entspricht ca. 4000 Neu-Diagnosen in Deutschland. Erfreulicherweise versterben lediglich rund 150 Männer jährlich an der Erkrankung, da sehr gute Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen.[2] Der größte Risikofaktor für Hodenkrebs ist der Hodenhochstand (Maldescensus testis). Der Hoden ist dabei in der Leistengegend verblieben oder wandert dahin zurück und verbleibt nicht wie üblich im Hodensack.

Symptome
Die schmerzlose Größenzunahme des Hodens mit einer tastbaren Knotenbildung innerhalb des Hodens ist das klassische Leitsymptom des Hodentumors. Jede Vergrößerung des Hodens ist tumorverdächtig und muss ärztlich untersucht werden.

Einteilung
Bösartige Neubildungen des Hodens werden unterteilt in Seminome und Nichtseminome (>95 % aller Hodentumore) sowie seltene andere Formen
Wichtig ist, wie bei den meisten bösartigen Erkrankungen, die Früherkennung, da dies der wichtigste Faktor für bessere Heilungschancen ist.

Behandlung
Die Behandlung von Hodentumoren folgt einem streng festgelegtem Standard, der stetig aktualisiert wird. Zudem wird die Behandlungsqualität verbessert, da unter „zm-hodentumor.de“ komplexe Patientenfälle und Therapievorschläge dokumentiert werden können, um umgehende Zweitmeinungen zu erhalten.

Operation
Die Entfernung des betroffenen Hodens ist die erste Behandlungsmaßnahme bei der Diagnose eines Hodenkrebses. Die Zeugungsfähigkeit des Patienten wird allein durch die Entfernung eines Hodens in der Regel nicht eingeschränkt. Trotzdem wird je nach individueller Befundkonstellation zu einer Samen-Aufbewahrung (Samenspende) geraten – insbesondere wenn eine Lymphknotenentfernung erforderlich wird. Je nach Gewebsbefund (Histologie) und Tumorstadium erfolgt anschließend eine angepasste, adjuvante Therapie. Diese kann eine aktive Überwachung, eine Chemotherapie oder eine Strahlentherapie bedeuten. Falls aus kosmetischen Gründen gewünscht, kann nach einer operativen Hodenentfernung und Abschluss der adjuvanten Therapie eine Hodenprothese eingesetzt werden.
Bei einem bestehenden Hodentumor besteht die Gefahr von Krebsvorstufen (testikuläre intraepitheliale Neoplasie, TIN) auch im verbleibenden Hoden. Deshalb wird in der Regel eine Hodenbiopsie der Gegenseite im Rahmen der o.g. Operation empfohlen. Eine TIN kann durch eine Bestrahlung des Hodens geheilt werden.[3]

Chemotherapie
Falls erforderlich, kommt als Chemotherapie die Wirkstoffkombination „PEB“ zum Einsatz. Diese setzt sich aus den Zytostatika Cisplatin (P), Etoposid (E) und Bleomycin (B) zusammen. Bleomycin wirkt sich dabei negativ auf die Lungenfunktion aus, so dass dieses etwa bei Hochleistungssportlern oder Tauchern durch Ifosfamid ersetzt werden kann (PEI-Kombination) oder entfällt. Die Verabreichung der eingesetzten Kombination erfolgt je nach individuellem Risiko-Profil über ein bis vier Zyklen. Als Zyklus wird der Behandlungszeitraum von 21 Tagen bezeichnet; ein Therapieschema legt für jeden Tag die genaue Medikation fest.
Da zwischenzeitlich sehr gute Begleit-Medikamente zur Verfügung stehen,
sind die Nebenwirkungen der genannten Chemotherapie recht gut erträglich. Nahezu immer kommt es zu einem kompletten Haarausfall zum Ende des ersten Zyklus, je nach Typ auch etwas später. Der Haare wachsen nach Abschluss der Therapie in nahezu allen Fällen wieder nach, so dass keinerlei kosmetische Veränderungen durch die Chemotherapie zu erwarten sind. Übelkeit ist in gewissem Ausmaß häufig vorhanden, führt jedoch relativ selten zu Erbrechen. Die Nahrungsaufnahme ist meist unbeeinträchtigt.

Andere Therapiestrategien
Alternativ kann in frühen Stadien auch eine Wait-and-see-Strategie oder „Watchful Waiting“ (Abwarten mit engmaschiger Nachkontrolle) gewählt werden.

1. Hautmann, Huland: Urologie. 3. Auflage. Springer Verlag, 2006, S. 219 f.
2. Hodenkrebs. Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD)
3. D. Manski: Online Lehrbuch der Urologie. urologielehrbuch.de